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Wie bei allen rheumatischen Erkrankungen greift auch bei der JIA das Immunsystem die Gelenkinnenhaut an, was dort zu Entzündungen führt. Die Gelenkinnenhaut bildet die Gelenkflüssigkeit, die ins Gelenk abgegeben wird und den Knorpel nährt, der die Knochen überzieht und somit als Puffer dient. Eine Entzündung der Gelenkinnenhaut führt dazu, dass diese anschwillt und vermehrt Flüssigkeit produziert. Eine langanhaltende Entzündung beeinträchtigt Knorpel, Knochen, Sehnen und Bänder.

Eine juvenile idiopathische Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung (gestörte Abwehrreaktionen, die den eigenen Körper angreifen), die meist chronisch verläuft. Dadurch besteht die Gefahr, dass durch die Entzündungsprozesse Gelenke dauerhaft geschädigt werden. Bei der Hälfte der Kinder, die unter einer JIA leiden, ist diese auch noch später im Erwachsenenalter aktiv und muss behandelt werden. Die Heilungschancen sind abhängig von der jeweiligen Rheumaform. Bei der persisterenden Oligoarthritis kann beispielsweise mittlerweile eine Heilungsrate von 80% erreicht werden. Bei etwa 50% der Patienten mit systemischer juveniler idiopathischer Arthritis ist die Krankheit im Erwachsenenalter nicht mehr aktiv.

In Deutschland leben etwa 15.000 Kinder und Jugendliche mit JIA. Jährlich bricht diese Rheumaerkrankung bei etwa 1.500 Kindern zum ersten Mal aus. Sie ist mit einer Häufigkeit von 1 zu 1.000 die häufigste chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung bei Kindern.

Je nach der Anzahl und Art der erkrankten Gelenke, der Mitbeteiligung von inneren Organen oder von Augen oder wenn zusätzlich Fieber auftritt, gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für die kindlichen Rheumaformen bzw. Subtypen der JIA :

  • systemische Arthritis (systemische juvenile idiopathische Arthritis [SJIA]),
  • Oligoarthritis (OA),
  • seronegative Polyarthritis,
  • seropositive Polyarthritis,
  • Arthritis mit Neigung zur Enthesitis,
  • Psoriasisarthritis und
  • undifferenzierte Arthritis.

Systemische juvenile idiopathische Arthritis (SJIA)

Mit der Ergänzung “systemisch” wird besagt, dass der gesamte Körper in Mitleidenschaft gezogen sein kann. Diese Krankheit beginnt mit hohem Fieber, Hautausschlag und Gelenkentzündungen. Entzündungen der inneren Organe sind möglich.

Durchschnittlich bricht diese Rheumaform bei Achtjährigen zum ersten Mal aus. Etwa 6 von 100 Kindern mit einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) entwickeln eine systemische juvenile idiopathische Arthritis (SJIA).

Das Fieber tritt meist in den Abendstunden auf. Es kann von einem Hautausschlag begleitet sein. In der ersten Woche können Gelenkentzündungen fehlen. Dann sind häufiger die großen Gelenke betroffen.

Oligoarthritis (OA)

Oligoarthritis bedeutet, dass i.d.R. nur wenige große Gelenke erkranken, meist 1-4.

Knie- und Sprunggelenk sind dabei häufig in Mitleidenschaft gezogen. Diese Rheumaform wird bzw. wurde auch als frühkindliche Oligoarthritis, „Kleinmädchenform“ (Oligoarthritis Typ I) bezeichnet: Wie der Name schon besagt, beginnt diese Krankheitsform im Kleinkindalter (zwischen 2 und 6 Jahren). Mädchen sind häufiger betroffen.

Kinder mit einer frühkindlichen Oligoarthritis haben ein hohes Risiko, an einer rheumatischen Augenentzündung, einer chronischen Iridozyklitis, zu erkranken. Regelmäßige augenärztliche Kontrollen sind deshalb sinnvoll (anfangs alle 6 bis 12 Wochen).

Seronegative Polyarthritis

Polyarthritis (PA) bedeutet, dass viele Gelenke erkranken. Seronegativ beschreibt den Umstand, dass kein Rheumafaktor im Blut des Kindes nachweisbar ist.

Zu Beginn dieser Rheumaform entzünden sich fünf und mehr Gelenke – häufig die kleinen Fingergelenke. Erstmals bricht das Rheuma bei Kindern im Vorschulalter aus, insbesondere bei Mädchen. Von einer seronegativen Polyarthritis ist etwa jedes 10. Kind mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) betroffen.

Seropositive Polyarthritis

Wie bei der seronegativen Polyarthritis (PA) sind bei der seropostiven PA bereits zu Beginn fünf oder mehr Gelenke entzündet. Seropositiv beschreibt den Umstand, dass ein Rheumafaktor im Blut des Kindes nachweisbar ist.
Diese Rheumaform zeigt sich meist erstmals im Jugendalter. Wie bei der seronegativen PA sind vorwiegend Mädchen betroffen. Etwa 1-2% aller JIA-Patienten (JIA: juvenile idiopathische Arthritis) entwickelt eine seropositive PA.

Arthritis mit Neigung zur Enthesitis (Enthesitis-assoziierte Arthritis: EAA)

Enthesitis bedeutet, dass bei dieser Rheumaform neben den Gelenken sich auch die Sehnenansätze (Enthesitis) entzünden. Auch Sehnenscheiden können davon betroffen sein (Tenosynovitis). Anfangs zeigen i.d.R. wenige große Gelenke der Beine und Füße, wie Knie- und Sprunggelenk sowie Großzehengrundgelenk, Entzündungsprozesse. Der Krankheitsbeginn liegt meist im Schulalter (überwiegend Jungen in der Pubertät). Von 10 Kindern mit JIA (juvenile idiopathische Arthritis) ist etwa eines von einer EAA in Mitleidenschaft gezogen.

Psoriasisarthritis (PsoA)

Die Psoriasisarthritis beschreibt Gelenkentzündungen, die in Zusammenhang mit einer Schuppenflechte auftreten (Psoriasis). Auffälligkeiten an Nägeln, geschwollene Finger oder Zehen können sich schon Jahre vor dem Ausbruch einer Schuppenflechte bemerkbar machen. Die Entzündungen können bei wenigen oder vielen Gelenken vorhanden sein. Durchschnittlich treten die ersten Anzeichen in einem Alter von 5 Jahren auf. Etwa 8 von 100 Kindern mit JIA (Juvenile Idiopathische Arthritis) sind PsoA-Patienten.

Undifferenzierte Arthritis

Rheumaformen, die sich keinem bestimmten Subtyp zuordnen lassen, werden unter der Bezeichnung „undifferenzierter Arthritis“ zusammengefasst.

Weitere Arthritisformen in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen

Borrelienarthritis

Als Borreliose wird ein oft chronisch verlaufendes Krankheitsbild bezeichnet, das durch bestimmte Bakterien, sogenannte Borrelien, hervorgerufen wird. Diese werden in erster Linie durch Zecken beim Blutsaugen übertragen. Dabei kann sich nach dem Zeckenstich eine Rötung um die Einstichstelle entwickeln, die nach außen wandert und im Zentrum abblasst (Erythema chronicum migrans).

Als typisches und manchmal einziges Krankheitszeichen tritt viele Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich eine Arthritis auf. Dabei steht eine Kniegelenksentzündung mit erheblicher Schwellung im Vordergrund. Gelegentlich können auch andere Gelenke, insbesondere Sprunggelenke erkranken. Die Borrelieninfektion kann darüber hinaus zu Nervenlähmungen, z.B. zu einer vorübergehenden Lähmung eines Gesichtsnervs, oder auch zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) und Herzerkrankung führen.
Eine Borrelien-Arthritis kann akut oder auch chronisch verlaufen. Eine Verdachtsdiagnose ergibt sich durch den Nachweis von Antikörpern gegen Borrelien im Blut. Da es sich um eine bakterielle Infektion handelt, ist eine antibiotische Behandlung möglich und bei rechtzeitiger Gabe auch heilsam. Trotz ausreichender Antibiotikatherapie kann die Arthritis jedoch in seltenen Fällen einen hartnäckigen Verlauf nehmen und manchmal auch zu zerstörenden Veränderungen am Gelenk führen.

Andere immunologische oder rheumatische Erkrankungen

Weitere Formen von chronischer Gelenkentzündung können bei anderen immunologischen oder rheumatologischen Erkrankungen auftreten. Dazu gehören beispielsweise die chronischen Darmentzündungen, wie der Morbus Crohn und die Collitis ulcerosa, oder sogenannte Kollagenosen, die auch als immunologische Erkrankungen des Bindegewebes und Gefäßsystems bezeichnet werden. Zu ihnen zählen der Lupus erythematodes disseminatus, die Dermatomyositis und die Sklerodermie. Dabei sind oft viele Organe befallen. Die Arthritis bildet also nur einen Teilbereich der Erkrankung.

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FAQs

Was ist eine juvenile idiopathische - chronische Arthritis? » Juvenile idiopathische Arthritis (JIA) - juvenile chronische Arthritis (JCA) » Kinderkrankheiten, Kinder- und Jugendgesundheit » Startseite ? ›

Eine juvenile idiopathische Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung (gestörte Abwehrreaktionen, die den eigenen Körper angreifen), die meist chronisch verläuft. Dadurch besteht die Gefahr, dass durch die Entzündungsprozesse Gelenke dauerhaft geschädigt werden.

Ist juvenile idiopathische Arthritis heilbar? ›

JIA ist nicht heilbar, aber eine Behandlung kann die Beschwerden der Kinder lindern. Einige neuere Arthritis-Medikamente können auch Komplikationen vorbeugen, wie Gelenkverformungen und Wachstumsverzögerungen. Eine JIA wird behandelt mit: Medikamenten, die Schmerzen und Schwellungen lindern.

Ist chronische Arthritis heilbar? ›

Rheumatoide Arthritis (früher: chronische Polyarthritis) ist eine Autoimmunerkrankung, die sich durch dauerhafte oder wiederkehrende Gelenkentzündungen äußert. Sie ist nicht heilbar, doch der Krankheitsverlauf kann mit einer rechtzeitigen Therapie oft fast ganz gestoppt werden.

Welche Formen der JIA gibt es? ›

Es gibt zwei Typen dieser Form: Rheumafaktor negativ und Rheumafaktor positiv. Der rheumatoide Faktor ist ein Antikörper im Blut. Hohe Konzentrationen des rheumatoiden Faktors können bei Menschen mit rheumatoider Arthritis, aber auch bei Menschen mit anderen Autoimmunerkrankungen auftreten (z.

Können Kinder Arthritis bekommen? ›

Doch Rheu- ma kennt keine Altersgrenzen: Schon Säuglinge und Kleinkinder können an Rheuma erkranken. Neben Wachstumsstörungen oder Schmerzen am Bewegungsapparat können Kinder eben auch entzündliche Gelenk- erkrankungen entwickeln: Die «juvenile idiopathische Arthritis». Arthri- tis bedeutet Gelenkentzündung.

Wie lange kann man mit Arthritis leben? ›

Ohne Therapie kommt die rheumatoide Arthritis nur bei 10% der Betroffenen zum Stillstand. Rheumatoide Arthritis verringert die durchschnittliche Lebenserwartung der Betroffenen um 3 bis 13 Jahre, aufgrund der Schädigung weiterer Organe. Moderne Rheumamedikamente können jedoch die Lebenserwartung erheblich erhöhen.

Was passiert wenn man Arthritis nicht behandelt? ›

Wird die rheumatoide Arthritis nicht behandelt, zerstört sie die betroffenen Gelenke so weit, dass sie immer weniger beweglich werden und zuletzt völlig versteifen. Die Patienten leiden unter starken Schmerzen, werden häufig arbeitsunfähig und verlieren viel an Lebensqualität.

Kann Arthritis wieder verschwinden? ›

Die Rheumatoide Arthritis ist nicht heilbar aber durch ganzheitliche Behandlung können die Beschwerden gelindert werden.

Wann ist Arthritis am schlimmsten? ›

Symptome von degenerativer Arthritis werden oft schlimmer, wenn die Gelenke bewegt oder belastet werden, zum Beispiel beim Aufstehen. Nach dem Ruhen sollten sich die Beschwerden allerdings verbessern. Degenerative Arthritis kommt häufiger bei älteren Menschen vor.

Was ist juvenile Polyarthritis? ›

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Symptome. Bei der pJIA kommt es zu schmerzhaften Entzündungen an Hand-, Finger- und Zehengelenken. Sichtbare Rötungen, tastbare Schwellungen und Überwärmungen sind charakteristisch. Die Kinder klagen oft über Morgensteifigkeit.

Ist Rheuma erblich bedingt? ›

Können rheumatische Erkrankungen vererbt werden? Eine direkte „Vererbung“ ist bisher nicht bekannt. Man kann aber eine erhöhte „Bereitschaft“ („Disposition“) vererbt bekommen, wobei dann noch zusätzliche Fakto- ren hinzukommen müssen, um eine rheumatische Erkrankung auszulösen.

Welcher Rheumafaktor ist gefährlich? ›

In der Regel gehören die nachgewiesenen Rheumafaktoren zur Klasse IgM (RF-IgM oder RhF-IgM). Studien deuten darauf hin, dass vor allem hohe Rheumafaktor-Werte der Klasse IgA (RF-IgA) mit schwereren Verläufen einer rheumatoiden Arthritis zusammenhängen (v.a. ausgeprägter Gelenkbefall und rasche Gelenkzerstörung).

Ist juvenile Arthritis heilbar? ›

Die Heilungschancen sind abhängig von der jeweiligen Rheumaform. Bei der persisterenden Oligoarthritis kann beispielsweise mittlerweile eine Heilungsrate von 80% erreicht werden. Bei etwa 50% der Patienten mit systemischer juveniler idiopathischer Arthritis ist die Krankheit im Erwachsenenalter nicht mehr aktiv.

Was hilft gegen Gelenkschmerzen Kinder? ›

Als Therapie empfiehlt Reize Zuwendung, Massage, Moorsalbe und Wärme, bei starken Schmerzen auch Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen. Nach Angaben von Reize ist der Befund Wachstumsschmerzen eine Ausschlußdiagnose. Die niedergelassenen Pädiater und Orthopäden machten zunächst die Basisuntersuchungen.

Wer bekommt Arthritis? ›

In Deutschland ist einer von 100 Erwachsenen an dieser Rheuma-Form erkrankt. Frauen sind drei Mal häufiger als Männer betroffen. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, beginnt aber heute meistens nach dem 50. Lebensjahr.

Ist Morbus Still heilbar? ›

Die Gesamtprognose ist gut und die meisten Menschen mit dieser Erkrankung erholen sich gut mit korrekter Behandlung. Es besteht jedoch immer das Risiko eines erneuten Aufflammens dieser Erkrankung. In sehr seltenen Fällen können schwere Komplikationen des Morbus Still auftreten.

Kann man Kinder Rheuma heilen? ›

Wie erfolgt die Behandlung von kindlichem Rheuma? Mit den heute verfügbaren Behandlungsmethoden kann die Krankheit nicht geheilt, aber fast immer in ihrem Verlauf deutlich gemildert werden. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen wird das Gelenksrheuma vor Erreichen des Erwachsenenalters zum Stillstand gebracht.

Wann geht Arthritis weg? ›

Eine Gelenkentzündung kann entweder vorübergehend auftreten (akute Arthritis) oder dauerhaft und dann meist in Schüben (chronische Arthritis). Sie dauert also mindestens mehrere Tage – kann aber Betroffene auch bis ans Lebensende begleiten. Ausschlaggebend dafür ist die vom Arzt diagnostizierte Ursache der Arthritis.

Kann Arthritis geheilt werden? ›

Eine Früherkennung ist in einigen Fällen durch die Blutuntersuchung von Rheumafaktoren und dem oben erklärten ACPA-Wert möglich. Bei einer bestehenden rheumatoiden Arthritis ist eine vollständige Heilung nicht möglich. Der entstandene Schaden kann sich nicht regenerieren.

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Author: Fredrick Kertzmann

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